Zusammendenken statt gegeneinander ausspielen: Schüler Union kritisiert Landesschülerbeirat
Mit der jüngsten Vorstellung seines Grundsatzprogramms ist der 15. Landesschülerbeirat (LSBR) Baden-Württemberg überzeugt, mit diesem den Fokus auf den „Mut zu mehr Veränderung“ gelegt zu haben. Dass dieser Überschrift ihr darunter geordneter Inhalt gerecht werde, dem widerspricht die Schüler Union (SU) Baden-Württemberg.
„Weder der Landesschülerbeirat noch die Schüler Union bestreiten Wert und Wichtigkeit von schulischer Demokratie- und politischer Bildung“ in Anbetracht gerade auch aktueller Geschehnisse im In- wie im Ausland“, so der Landesvorsitzende der christdemokratischen Schülerorganisation Nico Gasch.
Wer allerdings mit Bezugnahme auf die Klassenstufen 5-8 in seinem Grundsatzprogramm davon spreche, dass „dem Religionsunterricht mehr Signifikanz eingeräumt wird als der politisch, moralisch und ethischen Bildung“, und dies für „schlicht und ergreifend nicht mehr zeitgemäß“ befinde, der habe weder Religionsunterricht noch Bildungspolitik verstanden.
Es gebe keinen solchen Gegensatz, wie ihn der LSBR suggerieren wolle. Der
Religionsunterricht sei in keiner Weise ein Ersatz oder Ausweg, sich mit politischen, moralischen und ethischen Fragestellungen auseinanderzusetzen.
„Das Gegenteil ist der Fall!“, so der 20-Jährige Bopfinger. Wertevermittelnder und wertebasierter Unterricht, das sei nicht nur im Gemeinschaftskunde-, sondern im Ethik wie ebenso im Religionsunterricht zu finden.
Politisch wie gesamtgesellschaftlich betrachtet, ist die Verständigung auf Grundlagen und Orientierungen des Handelns in der Gesellschaft von grundlegender Bedeutung für unser Zusammenleben. Sei es aus ethischer oder religiöser Überzeugung, könnten entsprechende Vorstellungen dem eigenen Denken eine Richtschnur zur Orientierung geben. Inhaltlich gebe es viele Fragestellungen, die sich in mehreren Fächern betrachten ließen. Der Religionsunterricht sei dabei nicht die einzige, aber eine ebenso bedeutsame Fachperspektive wie je nach Thema der Ethik-, Politik oder auch Biologieunterricht, etwa in gesellschaftlichen Fragen um Themen wie Organspende, Migration, Fürsorge, Toleranz, Generationengerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, Verantwortung und Auswirkungen persönlichen wie gesellschaftlichen Handelns für sich und andere, um nur einige Stichworte zu nennen. Der Religionsunterricht beschränke sich keineswegs auf Fragen nach, von und um Gott.
Er müsse als einer von mehreren Bildungsbausteinen betrachtet werden, die dem Gesamthaus Bildung Pfeiler und Fundament verleihen, auf denen ein solides, auf allen Seiten getragenes Haus im Sinne allseitiger Persönlichkeitsbildung zu entstehen vermag. Diese multiperspektive Erfassung zu stärken, sei viel zielführender. Wer so wie der LSBR den Religionsunterricht opfern wolle, um die politische Bildung stärken zu wollen, der schütze damit die Demokratie nicht, schade dem eigenen Anliegen und trage im Gegenteil zur Schwächung der mit ihr in den Fächern verbundenen und über sie hinausgehenden Perspektiven bei. Wer in diesem Zusammenhang sich aus dem LSBR damit äußere, dass Religion vor allem Privatsache sein solle, der verkenne schlicht und ergreifend, dass Religion auch und vielleicht zuallererst, aber eben nicht nur Privatsache sei. Ihre Bedeutung im öffentlichen Bewusstsein und Zusammenleben in unserer Gesellschaft könne nicht hinweggedacht werden, ohne dass bedeutsame Elemente und Fundamente, seien es historisch erwachsene und eingeprägte,etwa in unserer Verfassung, oder seien es solcheetwa im Kontext aktueller interreligiöser Beziehungen, entfielen. „Als Südwest-Schüler-Union sagen wir Ja zum Religions- und Politikunterricht an baden-württembergischen Schulen und bekennen uns nachdrücklich zu deren entsprechender Verankerung in Landes- und Bundesverfassung. Wir brauchen und wir wollen beides!“, resümiert Gasch.