SU BW spricht sich gegen “Grundschule ohne Noten” als Schulexperiment in Baden-Württemberg aus
„Bewertungsprosa statt Realbenotung” – Wenn es nach der baden württembergischen Kultusministerin geht, soll das ab dem kommenden Schuljahr in den dritten und vierten Klassen an Grundschulen in Baden-Württemberg Einzug halten – zunächst als Modellversuch an 39 Schulen.
Nachdem bereits ein ähnlicher unter Ex-SPD-Kultusminister, Andreas Stoch, im Schuljahr 2013/2014 begonnener Modellversuch 2017 krachend gescheitert und beendet worden ist, will das grüne Kultusministerium nun in die zweite Runde gehen - ohne aus den Fehlern gelernt zu haben.
„Wenn die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Monika Stein gegenüber der dpa, von einer erfolgreichen Umsetzung „alternative[r] Formen der Leistungsmessung und -rückmeldung“ spricht sowie davon, dass Grundschüler „durch schlechte Noten in ihrem Lerneifer ausgebremst werden“, dann spricht sie sich für die Wiederauflage eines schon vor einem halben Jahrzehnt gescheiterten Schulversuchs aus“, so der Chef der Südwest-Schüler-Union, Nico Gasch, „Anstelle der Wiederholung gescheiterter Strukturdebatten, rate ich der GEW in der Schul- und Bildungspolitik besser mit der Betrachtung der Wirklichkeit beginnen.“
Der Leistungsgedanke ist tief in der Gesellschaft verankert und habe Baden-Württemberg wirtschaftlich wie politische Konkurrenten gegenüber stark vorangebracht. „In einem Land der Tüftler und Denker ist allein schon die Debatte, diesen Versuch erneut unternehmen zu wollen, völlig deplaziert. Fehlende Leistungsanforderungen und Leistungsgedanken verwässern das Schulsystem“, betont Gasch. „Kinder Kinder sein zu lassen, ist bis zu einem
gewissen Grad auch im Schulsystem sinnvoll, allerdings nicht mit Blick darauf, was junge Schüler an einer weiterführenden Schule und im späteren Bildungs- und Berufsleben erwartet. Jede Schwierigkeit und Hürde senken bis aus Weg räumen zu wollen, geht an der Lebensrealität heranwachsender Kinder vorbei.“
Den Leistungsgedanken unvermeidlich zu verzögern und Grundschüler in einer
Pseudosicherheit zu wiegen, mag vielleicht das Wohlgefühl zur Grundschulzeit steigern, jedoch nicht die notwendige inhaltliche wie kompetenzielle Vorbereitung auch auf die Zeit an weiterführenden Schulen und danach.
Der GEW rät der Landeschef der Schülerorganisation es den Schülern der Grund- und weiterführenden Schulen gleich zu tun, ihre Hausaufgaben zu machen und dabei nicht bereits gescheiterte Lösungswege abzuschreiben.